Themen der Neuro-Intensivmedizin sind nicht nur auf den neurologischen oder neurochirurgischen Intensivstationen relevant, sondern stellen auch in anderen konservativen oder operativen Intensivkontexten eine Herausforderung dar. Dies gilt in besonderemMaß für… Click to show full abstract
Themen der Neuro-Intensivmedizin sind nicht nur auf den neurologischen oder neurochirurgischen Intensivstationen relevant, sondern stellen auch in anderen konservativen oder operativen Intensivkontexten eine Herausforderung dar. Dies gilt in besonderemMaß für die in dieser Ausgabe der Zeitschrift Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin bearbeiteten Themen. Es geht um die intensivmedizinischen Aspekte der endovaskulären mechanischenThrombektomie bei Hirninfarkten und der spontanen intrazerebralen Blutungen, um diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Autoimmunenzephalitiden (AE), um UltimaRatio-Therapiestrategien bei komplexen und refraktären Formen des Status epilepticus sowie um eine Zusammenstellung neuroprotektiver Maßnahmen in der Intensivmedizin. Seit den wegweisenden 5 Studien, die 2015 im New England Journal of Medicine publiziert worden waren, hat sich 20 Jahre nach Zulassung der intravenösen Thrombolyse beim ischämischen Schlaganfall nun die mechanische Thrombektomie als neue invasive Therapie etabliert. Es wird geschätzt, dass dieser Eingriff 2018 deutschlandweit bei etwa 10.000 Patienten mit Verschlüssen der großen Hirngefäße durchgeführt wurde. Legt man die Daten der Studien zugrunde, konnten dadurch bei etwa 2000 Patienten schwere neurologische Defizite vermieden werden. Silvia Schönenberger aus Heidelberg und Julian Bösel aus Kassel beschreiben detailliert das periinterventionelle Management der Thrombektomiepatienten und gehen u. a. ausführlich auf die Vorund Nachteile unterschiedlicher Formen der Sedierung bzw. Narkose während der Intervention ein. Etwa 15% der Schlaganfälle werden durch intrazerebrale Blutungen (ICB) verursacht; etwa 50% dieser Patienten sind beatmungspflichtig, und fast 40% sterben innerhalb eines Monats. Den aktuellen Stand der ICB-Behandlung stellen Jochen Sembill und Joji Kuramatsu aus Erlangen zusammen. Die Autoren behandeln alle relevanten intensivmedizinischen Fragen von der optimalen Blutdruckeinstellung über die Gabe gerinnungswirksamer Medikamente und Antidota bei oraler Antikoagulation bis hin zum Stellenwert operativer Maßnahmen. Eine relativ neue Herausforderung für die Neuro-Intensivmedizin stellen die AE dar, die erst innerhalb des letzten Jahrzehnts als lebensbedrohliche Gehirnerkrankungen identifiziert werden konnten. Wie schwierig dieDiagnosefindung sein kann, zeigt die 2016 verfilmte Autobiografie „Feuer im Kopf“ (2013) einer New Yorker Journalistin. Bis zu 85% der Patienten mit einer AE müssen aufgrund von schweren Bewusstseinsstörungen und epileptischen Anfällen intensivmedizinisch behandelt werden. Entscheidend für eine gute Prognose ist eine rasche Immunsuppression, die in vielen Fällen von Kortikosteroiden auf andere Maßnahmen und Substanzen wie Plasmaseparation, Rituximab, Cyclophosphamid bis hin zum PlasmazellDepletor Bortezomib gesteigert werden muss. Die Jenaer Neurologengruppe um Albrecht Günther stellt die Erkrankungsgruppe mit ihren Diagnosekriterien und Therapieoptionen vor.
               
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