Die logistischen Besonderheiten eines maritimen Notfallortes und die häufig zusätzlich drohende akzidentelle Hypothermie machen die Versorgung medizinischer Notfälle auf dem Meer besonders anspruchsvoll. In dieser Arbeit sollen die Charakteristika notfallmedizinischer… Click to show full abstract
Die logistischen Besonderheiten eines maritimen Notfallortes und die häufig zusätzlich drohende akzidentelle Hypothermie machen die Versorgung medizinischer Notfälle auf dem Meer besonders anspruchsvoll. In dieser Arbeit sollen die Charakteristika notfallmedizinischer Einsätze der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) als Hauptträgerin der nichthelikopterbasierten medizinischen Seenotrettung auf den Meeren vor der deutschen Küste beschrieben werden. Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Einsätze der DGzRS der Jahre 2017 und 2018. Die Einsatzdaten und –zeiten sowie die Erkrankungsschwere der Patienten (graduiert mittels NACA-Score) wurden ausgewertet und exemplarisch mit denen eines NEF der Hansestadt Lübeck verglichen. Bei insgesamt 182 medizinischen Einsätzen wurden 224 Patienten behandelt. Die Einsatzeinheiten der DGzRS benötigten im Mittel 30 ± 21 min bis zur Ankunft und 43 ± 30 min für Rettung, Behandlung und Transport. Bei 63 Einsätzen wurden die Patienten durch einen Notarzt betreut, der bei 44 Einsätzen durch die Landrettung herangeführt wurde. Durch die Wartezeit auf bordfremdes Personal wurde bei 26 Einsätzen die Abfahrt um im Mittel 18 ± 7 min verzögert. Die durchschnittliche Erkrankungsschwere in der Seenotrettung war signifikant höher als im Lübecker Notarztdienst; es gab vergleichbar häufig Reanimationen und Todesfälle. Trotz der hohen Krankheitsschwere medizinischer Notfälle auf den Meeren vor Deutschlands Küste treffen Notärzte dort häufig mit erheblicher Verzögerung ein. Es gibt den dringenden Bedarf effektiverer Unterstützung der DGzRS durch für den maritimen Einsatz ausgebildetes ärztliches Personal.
               
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