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Conditio sine qua non: Umwelt und Gesundheit

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Umwelt undGesundheit gehörenzusammen und müssen gemeinsam gedacht und bewertet werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte Gesundheit bereits 1946 als einen „Zustand vollständigen körperlichen, geistig-seelischen und sozialenWohlbefindens und nicht nur [als] Abwesenheit… Click to show full abstract

Umwelt undGesundheit gehörenzusammen und müssen gemeinsam gedacht und bewertet werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte Gesundheit bereits 1946 als einen „Zustand vollständigen körperlichen, geistig-seelischen und sozialenWohlbefindens und nicht nur [als] Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“. Damit wurde der Gesundheitsbegriff erstmals um den Begriff des Wohlbefindens erweitert, welcher offensichtlich ohne zuträgliche Umweltbedingungen nicht denkbar wäre. Die WHO vertiefte diese Perspektive mit der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung 1986 im Rahmen der WHO-Strategie „Gesundheit für alle“. Neben der Erkenntnis, dass für ein Leben in Gesundheit mehr als nur eine gute medizinische Versorgung vorhanden sein muss, wird Gesundheit auch als das Ergebnis komplexer Interaktionen zwischen Lebensbedingungen (sozialen Komponenten), Lebenswelten (bebaute Umwelt) und handelnden Menschen (Lebensweisen, Verhalten) verstanden. Dieser Paradigmenwechsel in der Betrachtung von Gesundheit und Krankheit bedeutete auch eine Ergänzung der Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsschutzes: Zur Erkennung undVerhütung vonKrankheiten kamnundie Förderung von Gesundheit hinzu. Dieses erfordert heute eine stärkere Betrachtung der (oft ungleichen) Verteilung von Gesundheitsressourcen, aber auch der heute komplexer zu bewertenden Umweltbelastungen. Neue Handlungsprioritäten entstehen und diese bedeuten auch eine stärkere politische Verantwortung für die gesundheitsrelevanten Umweltbedingungen. Die Akzeptanz der Sichtweise, dass Umwelt und Gesundheit zusammen zu betrachten sind, nimmt erfreulicherweise zu. Im Alltag und in den politischen Entscheidungsprozessen wird der Umweltaspekt bei der Gesundheitsprävention aber noch immer zu wenig berücksichtigt oder zuweilen auch in der Bedeutung unterschätzt. In den letzten dreißig Jahren hat es eine Vielzahl von Programmen und Aktionen gegeben, denen das Gesundheitsverständnis derOttawa Charta zugrunde lag. Aber auch heute kann man die präventive Gesundheitsförderung sowie das sie unterstützende Empowerment noch nicht als selbstverständlich ansehen. Die Kommission „Umweltmedizin und Environmental Public Health“ berät das Robert Koch-Institut (RKI) und das Umweltbundesamt (UBA) in Fragen medizinischer und gesundheitlicher Aspekte von Umwelteinflüssen sowie zu umweltrelevanten Public-HealthPerspektiven. In diesem Rahmen beschäftigt sich die Kommission auch mit neuen Herausforderungen im Kontext von Umwelt und Gesundheit. Aus den Diskussionen in der Kommission mit dem RKI und dem UBA ist dieses Themenheft hervorgegangen. DerSchwerpunktdesHeftes liegt auch 32 JahrenachderFormulierungderOttawa-Charta und deren Erneuerung durch die Wiener Deklaration 2016 auf dem Zusammenspiel zwischen Umwelt und Gesundheit. Im Heft werden klassische Themen wie umweltbedingte Erkrankungen sowie deren Prävention angesprochen.Dazu gehört die Evaluation sowohlvonLärmminderungsmaßnahmen, die für den Schutz der Gesundheit notwendig sind (Heinecke-Schmitt, JäckerKüppers, Schreckenberg: „Verringerung der Lärmbelastung am Wohnort“) als auch des Schutzeffektes festgelegter Umweltzonen (Cyrus, Wichmann, Rückerl, Peters: „Umweltzonen in Deutschland“), mit denen die Lärmund Luftschadstoffbelastung reduziert werden soll. Denn trotz zahlreicher emissionsmindernder Maßnahmen, die auf der Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes sowie von Richtlinien und Verordnungen der Europäischen Union durchgesetzt wurden, treten zum Beispiel weiterhin lokale Überschreitungen auf: besonders der Tagesmittelwerte von Feinstaub und der Jahresmittelwerte von Stickstoffdioxid, die eine zu hohe Belastung der Bevölkerung anzeigen. Weiterhin sollen in diesem Heft neue oder bislang weniger beachtete Umwelteinflüsse als Herausforderung für die Prävention in den Fokus gerückt werden. Dazu zählen Themen wie die Qualität der Innenraumluft (Birmili, Kolossa-Gehring, Valtanen, Debiak, Salthammer: „Schadstoffe im Innenraum“) und die Verbreitung von Kleinfeuerungsanlagen (Kamine) als schwer regulierbare Luftschadstoffquellen (Wohter, Quicker, Brand, Kraus: „Partikuläre Emissionen aus Einzelraumfeuerungen für Holzbrennstoffe“). Aus PublicHealth-Sicht sind mögliche Zusammenhänge von Umwelteinflüssen mit gesundheitlichen Belastungen der Bevölkerung komplex zu betrachten. Auch soziale Ungleichheit kann unterschiedliche Gesundheitsbelastungen bedeuten: Beispielsweise beeinflussen bestimmte Wohnbedingungen und Lebensstile die Gesundheitsrisiken der Menschen. Daher ist in den letzten Jahren Umwelt-

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Journal Title: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Year Published: 2018

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