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Atmen Sie jetzt tief ein! Von der Arbeit des Ausschusses für Innenraumrichtwerte (AIR)

Photo by cestmoisheedy from unsplash

vor einigen Wochen las ich einen sehr interessanten Artikel zum Effekt von gezielten Atemübungen auf die Reduktion von Stress. Schon wenige Minuten konzentrierten Atmens führen unter experimentellen Bedingungen zu einer… Click to show full abstract

vor einigen Wochen las ich einen sehr interessanten Artikel zum Effekt von gezielten Atemübungen auf die Reduktion von Stress. Schon wenige Minuten konzentrierten Atmens führen unter experimentellen Bedingungen zu einer statistisch signifikanten Absenkung von Stresshormonen. Ich habe es direkt ausprobiert, mehrmals tief einund ausgeatmet und: Es hat funktioniert! Glaube ichzumindest, denn ichwar jakeinStudienproband. Aber was hat das überhaupt mit Schadstoffen in der Innenraumluft zu tun? Nun, die Übung mit den tiefen Atemzügen veranschaulicht, wie wichtig die Qualität der Luft, die wir einatmen, für unsere Gesundheit ist. Liegt eine schlechte Luftqualität vor, kann das zu gesundheitlichen Problemen und auch zu Stress führen. Und damit wären wir wieder bei den Atemübungen . . . Ob im Innenoder Außenbereich: Luft ohne Schadstoffe gibt es nicht. Die Verfahren zum Messen solcher Stoffe wurden in den letzten Jahren immer weiter verfeinert, sodass mittlerweile kleinste Mengen in der Luft aufgespürt werden können. In der Praxis gibt es – meistens dann, wenn Messergebnisse nicht ganz so optimal kommuniziert werden – immer wieder einzelne Fälle, wo schon der alleinige qualitative Nachweis einer Substanz in der Innenraumluft zu Verunsicherungen bei Raumnutzer*innen führt. Spätestens seit Paracelsus und eigentlich schon viel länger wissen wir aber, dass allein die Dosis das Gift macht. Entscheidend ist also, in welcher Höhe Schadstoffbelastungen festgestellt werden. Und: Wenn Messungen aufgrund von gesundheitlicher Besorgnis durchgeführt werden, sollte immer auch eine belastbare Grundlage für die gesundheitliche Einordnung der gemessenen Schadstoffkonzentrationen in der Innenraumluft vorliegen. In Deutschland liefert diese Grundlage der Ausschuss für Innenraumrichtwerte, passenderweise AIR abgekürzt. Dem AIR gehören wissenschaftliche Expert*innen aus den Fachdisziplinen der Toxikologie, Epidemiologie, Umweltmedizin und Analytik an. Der Arbeitsauftrag für dieses Gremium wurde bereits 1994 von den Gesundheitsminister*innen der Länder erteilt. Er lautete: Festlegung bundeseinheitlicher Standards für die gesundheitliche Bewertung von Schadstoffen in der Innenraumluft! Damit war der Bewertungswildwuchs in den Ländern passé und es wurde die sogenannte Ad-hoc-AG Innenraumluft – ich erspare Ihnen die Langfassung der Bezeichnung, da das mehrere Zeilen in Anspruch nehmen würde – gegründet. Genau 50 Sitzungen nach deren Start wurde 2014 endgültig entschieden, dass „ad hoc“ nun wirklich nicht mehr passt. Die Arbeit war schon zu lange zu einer wichtigen Daueraufgabe geworden. Seitdemheißt die Arbeitsgruppe „Ausschuss für Innenraumrichtwerte“. Eine weitere Forderung zu Beginn der Arbeiten in den 1990er-Jahren war, dass der Bezug zum Baurecht hergestellt werden sollte. In den Bauordnungen der Länder heißt es unter anderem: „Bauliche Anlagen müssen so beschaffen sein, dass Gefahren durch chemische, physikalische oder biologische Einflüsse nicht entstehen.“ Damit war klar, dass Richtwerte einen Gefahrenbezug haben müssen. Zur Abwendung von Gefahren im behördlichen Sinne muss in der Regel eine konkrete Bedrohungslage für die menschliche Gesundheit vorliegen. Der AIR legt daher für Schadstoffe gefahrenbezogene Konzentrationswerte (Richtwert II) fest, die in einem Bereich liegen, in dem Schäden für die menschliche Gesundheit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit anzunehmen sind. Bei Überschreiten des Richtwertes II ist unverzügliches Handeln, wie zum Beispiel die Schließung von Räumen, erforderlich. Die alleinige Fokussierung auf die Gefahrenabwehr ist demAIR jedoch zu wenig.Schließlichgehtes imumweltbezogenen Gesundheitsschutz immer auch um langfristige Vorsorge weit unterhalb von Gefahrenschwellen. Aus diesem Grund legt derAIR auch vorsorgebasierte Richtwerte fest. Diese – als Richtwert I definiertenWerte–werdensoabgeleitet, dass ausgehend vom aktuellen Stand desWissens gesundheitliche Effekte auch bei lebenslanger Exposition gegenüber einem Schadstoff ausgeschlossen sein sollten. Die Richtwerte des AIR sind rein gesundheitsbezogen abgeleitet. Damit unterscheiden sie sich von Grenzwerten, die in der Regel das Ergebnis aus wissenschaftlicher Expertise und politischer Abwägungsind.RichtwertehabenimGegensatz zuGrenzwerten eher empfehlenden Charakter. Die Richtwerte des AIR werden in der Praxis aber regelmäßig konkret angewendet. Zum Beispiel vom Öffentlichen Gesundheitsdienst bei Vorliegen von Innenraumluftbelastungen in

Keywords: dass; von; die; air; der innenraumluft; der

Journal Title: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Year Published: 2020

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