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Histologie bei Adenoiden

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Die zumWaldeyer-Rachenring gehörenden adenoiden Vegetationen bestehen aus mukosaassoziiertem lymphatischem Gewebe und üben eine immunologische Funktion auf den gesamten Respirationstrakt und den Pharynx aus. Das Krankheitsbild der sog. adenoiden Vegetation entsteht… Click to show full abstract

Die zumWaldeyer-Rachenring gehörenden adenoiden Vegetationen bestehen aus mukosaassoziiertem lymphatischem Gewebe und üben eine immunologische Funktion auf den gesamten Respirationstrakt und den Pharynx aus. Das Krankheitsbild der sog. adenoiden Vegetation entsteht durch die Hyperplasie der Tonsilla pharyngealis, die durch eine zunehmende sagittale Faltung der Schleimhaut verursacht wird, und tritt v. a. im Kindesalter auf. Es wird als Zeichen einer ausgeprägten immunologischen Reaktionsbereitschaft gewertet. Bei symptomatischen adenoidenVegetationen ist die Therapie der Wahl in aller Regel operativ. Laut der Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (GdB) wurden im Jahr 2016 in der Bundesrepublik Deutschland vollstationär 17.035 TonsillektomienmitAdenotomien (Adeno-TE) und 37.010 Adenotomien (AT) ohne Tonsillektomien durchgeführt, sie zählen damit zu den am häufigsten durchgeführten Operationen im Kindesalter. Die Frage nach der Notwendigkeit einer routinemäßigen histologischen Aufarbeitung nach Adeno-TE/AT ist nicht neu. Die einen befürworten eine routinemäßige Untersuchung, um sicher eine Fehldiagnose zu vermeiden und um sich aus medikolegalen Aspekten heraus abzusichern. Die anderen verfahren nach demPrinzipderselektivenUntersuchung bei persönlichen Unsicherheiten in Bezug auf die Diagnose. In Deutschland besteht hinsichtlich der Indikation zur histologischen Untersuchung nach Adeno-TE/ATkeine einheitlicheVerfahrensweise. In einer 3 Fragen umfassenden schriftlichen Umfrage bei 211 operativ tätigenHNO-Ärztengaben27%an,nach Adeno-TE bei Kindern unter 10 Jahren keinehistologischeUntersuchungzuveranlassen, 14% ließen das Tonsillengewebe, nicht aber die Adenoide untersuchen. 59% ließen alles entnommene Gewebe histologisch untersuchen. 26 (von 154 HNO-Ärzten) Kollegen haben zumindest einmal überraschende Histologiebefunde erhalten [1], wobei leider eine genaue Differenzierung hinsichtlich Gewebeart (Tonsille vs. Adenoide), Spiegelbefund,Anamnese etc. inderPublikation unterbleibt. Vergleichbare Ergebnisse ergab 1996 eine Umfrage in den USA, bei der 56%der befragtenKollegen alles entnommeneGewebemikroskopischuntersuchen ließen [2]. In einer neueren UmfragekonntenStrongetal. allerdings2001 eine signifikante Abnahme der histologischen Untersuchungshäufigkeit nachweisen [3]. Die derzeit nicht aktualisierte S1Leitlinie „Adenoide Vegetation/Rachenmandelhyperplasie“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopfund Hals-Chirurgie macht bzgl. einer histologischen Untersuchung der resezierten Adenoide keine genauen Angaben und empfiehlt lediglich bei „morphologischen Auffälligkeiten“ eine histologische Untersuchung des Gewebes. Derzeit befindet sich die Leitlinie in Überarbeitung, die Fertigstellung ist für 2019 geplant. Eine aktuelle PubMed-Abfrage ergibt 3924 Treffer für den Suchbegriff „adenoids“ und 5242 Treffer für „adenoidectomy“. Eine gematchte Auswertung der Literatur in PubMed und Sichtung der Sekundärliteratur hinsichtlich der histopathologischen Ergebnisse der Adenoide nach Adeno-TE und AT bei Kindern ist in . Tab. 1 dargestellt. Dieses Vorgehen wurde gewählt, um möglichst viele relevante Studien zu erfassen und ergab insgesamt 20 Literaturangaben mit einer Fallzahl von 21.919 für denZeitraum 1988–2018. Davon wurden in 5 Studien insgesamt9auffälligeBefunde inder routinemäßigen histopathologischen Untersuchung der Rachenmandel beschrieben [4–8]. Kempf beschrieb 1988 zwei Fälle eines kindlichen Rhabdomyosarkoms im Nasenrachenraum.BeideKinderverstarben 2 bzw. 33⁄4 Jahre nach Diagnosestellung. Bei beiden Kindern zeigte sich makroskopisch kein typischer Spiegelbefund. Im ersten Fall ragte der Tumor bis in den Mundrachen, im zweiten Fall zeigte sich ein livider Tumor im Nasenrachenraum [4]. 1997 untersuchten Netser et al. in ihrer Übersichtsarbeit insgesamt 1667 Patienten mit einem mittleren Alter von 24,2 Jahren, von denen 898 eine AdenoTE und 769 eine AT erhielten. In einem Fall bestand bei einem2-jährigen Jungen eineatypische lymphatischeProliferation der Rachenmandel, im zweiten Fall zeigte sich bei einem 4-jährigen Jungen eine lymphatische und reaktive immunoblastischeHyperplasiederRachenmandel, die auf eine virale Infektion hindeutete. Bei einem Follow-up von 4 bzw. 2 Jahren ergab sich in beiden Fällen keinerlei therapeutische Relevanz [5].

Keywords: nach; bei; die; einer; eine; der

Journal Title: HNO
Year Published: 2018

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