Psychiatrie, Sexualwissenschaft und Sexualmedizin teilen eine gemeinsame Geschichte. Dies hat nicht unwesentlich damit zu tun, dass sich die Sexualwissenschaft als Disziplin zunächst entlang des vermeintlich sexuell Abnormen entwickelte,wie es z.… Click to show full abstract
Psychiatrie, Sexualwissenschaft und Sexualmedizin teilen eine gemeinsame Geschichte. Dies hat nicht unwesentlich damit zu tun, dass sich die Sexualwissenschaft als Disziplin zunächst entlang des vermeintlich sexuell Abnormen entwickelte,wie es z. B.Krafft-Ebing inderPsychopathia sexualis [5] darzustellen versuchte: Die Konstruktion der sexuellen Pathologie erfolgte normativ entlang von Besonderheiten im Verhalten und nicht in Bezug zu Leiden. Auch der hypothetische Zusammenhang zwischen unbewussten sexuellen Motiven und psychischen Störungen, wie sie Freud in seinen Arbeiten beschrieb, ist ein Merkmal der Verwobenheit von Psychound Sexualwissenschaft. Der Begriff „Sexualmedizin“ taucht allerdings erstmalig im Jahr 1908 im Zusammenhang mit forensischen Fragestellungen auf [2]. Die erste Generation Sexualwissenschaftler der Nachkriegszeit wurde maßgeblich durch Psychiater undNervenärztewieHansGieseundHansBürger-Prinz an den Standorten Frankfurt und Hamburg gestaltet. Als eigenständige Disziplin betitelte die Sexualmedizin Volkmar Sigusch 1972 [6], der sie trotz seiner psychiatrischen Weiterbildung in einer reformerischen Idee aus der Psychiatrie herauszulösen versuchte.
               
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