ZusammenfassungSprache bedarf der koordinierten Interaktion lokaler und entfernter Neuronenpopulationen in einem ausgedehnten Netzwerk temporaler, frontaler und parietaler Hirnregionen. Eine Sprachstörung (Aphasie) nach einem Schlaganfall ist demzufolge die Konsequenz einer lokalen… Click to show full abstract
ZusammenfassungSprache bedarf der koordinierten Interaktion lokaler und entfernter Neuronenpopulationen in einem ausgedehnten Netzwerk temporaler, frontaler und parietaler Hirnregionen. Eine Sprachstörung (Aphasie) nach einem Schlaganfall ist demzufolge die Konsequenz einer lokalen Funktionsstörung am Schädigungsort als auch einer Funktionsstörung in den mit der Läsion assoziierten sprachspezifischen und domänenübergreifenden Netzwerken. Der Spracherholung wiederum liegt eine Netzwerkreorganisation zugrunde, die aus dem Zusammenwirken der Auflösung der akuten Netzwerkstörung (Diaschisis), der subakuten Aktivierung rechtshemisphärischer sprachhomologer Hirnregionen sowie der allmählichen linkshemisphärischen Restitution läsionsferner und periläsionaler Areale resultiert. Die Methode der unifokalen nichtinvasiven Hirnstimulation über diesen Regionen eröffnet durch eine Modulation neuronaler Plastizität die Möglichkeit einer Verstärkung der zugrunde liegenden Reorganisationsprozesse und kann die Spracherholung begünstigen. Hauptursächlich für die bisher geringen additiven Effekte dürfte sein, dass optimale Stimulationsorte und -protokolle sowie der günstigste Zeitpunkt einer effektiven Netzwerkmodulation noch nicht gefunden sind. Darüber hinaus limitiert der individuell unterschiedliche Beitrag links- und rechtshemisphärischer Regionen zur Spracherholung bei heterogenen Läsionstopologien die Identifizierung eines einheitlichen Stimulationsansatzes. Die Annahme, dass eine Funktionsstörung nicht allein durch den lokalen Effekt der Läsion, sondern durch eine weitreichende Störung in dem mit der geschädigten Region assoziierten Netzwerk erklärbar ist, könnte zukünftig die Grundlage für eine individualisierte, möglicherweise auch multifokale therapeutische Netzwerkmodulation bieten.AbstractLanguage processing requires the coordinated interaction of local and distant neural populations within distributed networks of the temporal, frontal and parietal brain regions. Poststroke aphasia is the consequence of both local as well as remote dysfunction within language-specific and domain-general networks. Language recovery, in turn, rests on reorganization processes within these networks. These comprise the resolution of an acute network failure (i. e. diaschisis), the subacute activation of right hemisphere homologous regions and the gradual reintegration of left hemisphere remote and perilesional areas. The application of unifocal noninvasive brain stimulation over these regions provides a means of modulating neural plasticity in order to enhance the reorganization processes underlying language recovery. The lack of knowledge as to the optimal stimulation site, the appropriate stimulation protocol and the proper timing of interventions might explain the only marginal effects of brain stimulation adjunct to speech and language therapy. In addition, individually different contributions of left and right hemisphere regions to recovery due to heterogeneous lesion sites among patients limit the possibility to identify general principles for brain stimulation. The assumption that aphasia is not only the consequence of the focal effect of a brain lesion but arises from remote dysfunctions within associated functional networks ignites the concept for individualized, potentially multifocal therapeutic network modulation.
               
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