Die Wirkung des Placeboeffekts ist seit mehreren Jahren in experimentellen, klinischen und metaanalytischen Studien belegt. Die bislang als notwendig erachtete Verschleierung der Wirkstofffreiheit einer Placeboanwendung stand bislang der einfachen klinischen… Click to show full abstract
Die Wirkung des Placeboeffekts ist seit mehreren Jahren in experimentellen, klinischen und metaanalytischen Studien belegt. Die bislang als notwendig erachtete Verschleierung der Wirkstofffreiheit einer Placeboanwendung stand bislang der einfachen klinischen Nutzung dieser positiven Effekte sowohl ethisch als auch juristisch im Wege. Dies könnten die Ergebnisse kürzlich veröffentlichter Studien ändern. Sie haben erste Wirknachweise für eine offen kommunizierte und informierte Placeboanwendung (Open-label-Placebo [OLP]), die das volle Bewusstsein der Patienten über die Wirkstofffreiheit des Placebopräparats voraussetzt, erbracht und stellen damit das Konzept der Verschleierung fundamental infrage. So zeigten sich insbesondere stark schwankende und individuell belastende Beschwerden wie gastrointestinale, neurologische, psychosomatische und Schmerzsymptome nach einer offenen Placebogabe gelindert. Trotz der bislang weitgehend unverstandenen Mechanismen verspricht die offene Anwendung durch ihre vergleichsweise einfache Translation eine vielversprechende Möglichkeit zu sein, Placeboeffekte klinisch nutzbar zu machen. Erste Studienprotokolle sehen beispielsweise bereits eine Anwendung als Zusatztherapie bei Suchterkrankungen vor. Ebenso erscheint die Reduktion von Nebenwirkungen, Umstelleffekten oder Absetzerscheinungen durch OLP-Anwendungen bei pharmakologisch wirksamen Therapien sinnvoll. Weitere mechanistische Studien sind dringend nötig, um die bislang nur hypothetisch vorgeschlagenen Wirkungsweisen von OLP näher zu untersuchen.
               
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