Die forensische Altersdiagnostik kann ein entscheidendes Instrument zur Durchführung rechtstaatlicher Verfahren sein. Bei der Altersdiagnostik wird die Entwicklung von Skelett- und Zahnmerkmalen einer zu begutachtenden Person mit Daten von Referenzpopulationen… Click to show full abstract
Die forensische Altersdiagnostik kann ein entscheidendes Instrument zur Durchführung rechtstaatlicher Verfahren sein. Bei der Altersdiagnostik wird die Entwicklung von Skelett- und Zahnmerkmalen einer zu begutachtenden Person mit Daten von Referenzpopulationen verglichen. Als möglicher Einflussfaktor auf die Altersdiagnose ist der sozioökonomische Status (SES) der zu begutachtenden Person zu berücksichtigen. Allerdings ist die Studienlage zu diesem Einflussfaktor bislang spärlich. Prospektiv wurde der Zusammenhang zwischen der Skelett- bzw. Zahnentwicklung und dem SES innerhalb einer deutschen Studienpopulation aus freiwilligen Teilnehmern ermittelt. Dazu wurde die Entwicklung der medialen Epiphyse des Schlüsselbeins, der distalen Epiphyse des Radius, der distalen Epiphyse des Femurs, der proximalen Epiphyse der Tibia und des linken unteren dritten Molaren bei 294 Frauen und 287 Männern im Alter von 12 bis 24 Jahren mittels 3‑Tesla-Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Zusätzlich wurde der SES der Teilnehmer erfasst. Hierzu wurde das Bildungsniveau der Eltern erfragt. Der Einfluss des SES auf die Einzelmerkmale sowie die Gesamtheit der untersuchten Skelettmerkmale wurde mittels linearer Regression ermittelt. Für alle untersuchten Merkmale und Kombinationen konnte keine Evidenz für einen Zusammenhang festgestellt werden. Es wurde geschlussfolgert, dass sich die Lebensumstände der Studienteilnehmer offenbar nicht ausreichend stark unterschieden, um einen Einfluss des SES auf das Skelettalter darzustellen. Forensic age assessment can be a powerful lever to ensure the rule of law. In age assessment procedures, the development of skeletal and dental features is compared with reference populations. The socioeconomic status (SES) of the person to be assessed is to be considered as a possible influencing factor on the assessment of age; however, the available studies on this influencing factor are scarce so far. Prospectively, the relationship between skeletal or dental development and SES was determined within a German study population of volunteers. For this purpose the development of the medial epiphysis of the clavicle, the distal epiphysis of the radius, the distal epiphysis of the femur, the proximal epiphysis of the tibia and the left lower third molar was examined in 294 females and 287 males aged between 12 and 24 years using magnetic resonance imaging (MRI) at 3 T. Additionally, the SES of all persons was determined. For this, the education level of the parents of the persons examined was queried. The influence of the SES on the individual characteristics as well as on the totality of the examined skeletal characteristics was determined by linear regression. No evidence for a relationship could be found for all characteristics and combinations. It was concluded that the life circumstances of the study participants apparently did not differ sufficiently to demonstrate an influence of the SES on skeletal age.
               
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