In den 1970er-Jahren wurde in Europa mit der Zulassung des Wirkstoffs Cyproteronacetat (CPA) für die Behandlung von Sexualstraftätern erstmals eine Alternative zur irreversiblen chirurgischen Kastration geschaffen. Im Jahr 2009 wurde… Click to show full abstract
In den 1970er-Jahren wurde in Europa mit der Zulassung des Wirkstoffs Cyproteronacetat (CPA) für die Behandlung von Sexualstraftätern erstmals eine Alternative zur irreversiblen chirurgischen Kastration geschaffen. Im Jahr 2009 wurde in Deutschland die medikamentöse Therapie mit Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga (GnRH-Antagonisten) und damit eine zweite Gruppe antiandrogener Medikamente zur Behandlung von Paraphilien zugelassen, die im Vergleich zu CPA ein geringeres Nebenwirkungsspektrum verzeichnen. Im Jahr 2012 wurden bereits 15,7% der Sexualstraftäter in forensisch-psychiatrischen Kliniken oder Ambulanzen in Deutschland mit einer antiandrogenen Medikation behandelt (Turner und Briken 2012). Die Behandlung erfolgt in der Regel in Kombination mit einem psychotherapeutischen Verfahren. Bis heute mangelt es jedoch an qualitativ hochwertigen Wirksamkeitsstudien und dem eindeutigen Nachweis, dass die antihormonelle Medikation zu einer signifikanten Reduktion der Rückfälligkeit von Sexualstraftätern führt. Es gibt bislang nur einige wenige Hinweise, u. a. aus Deutschland, dass Antiandrogene nicht nur den Sexualtrieb dämpfen, sondern auch das Risiko einer Rückfälligkeit reduzieren (Turner et al. 2013). In Justizvollzugsanstalten in Großbritannien wird die triebdämpfende Medikation als nützliche Ergänzung zu einer verhaltenstherapeutischen Behandlung angesehen. In einer Studie von Lievesley et al. (2014) berichteten antiandrogen behandelte Inhaftierte, sich dank der Medikamente besser auf psychotherapeutische Interventionen fokussieren zu können. Winder et al. (2018) evaluierten zwischen 2010 und 2016 die Wirksamkeit medikamentöser Behandlungen an
               
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