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Stationsäquivalente Behandlung (StäB) – Ein großer Schritt in die richtige Richtung – Pro

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§115d des PsychVVG [1] niedergelegt, im Rahmen der Selbstverwaltung im Laufe des Jahres 2017 in eine Rahmenvereinbarung [2] gegossen und durch einen neuen OPS [3] ab 1.1.2018 für alle psychiatrischen… Click to show full abstract

§115d des PsychVVG [1] niedergelegt, im Rahmen der Selbstverwaltung im Laufe des Jahres 2017 in eine Rahmenvereinbarung [2] gegossen und durch einen neuen OPS [3] ab 1.1.2018 für alle psychiatrischen Kliniken mit Versorgungsverpflichtung in Deutschland realisierbar wurde. Die stationsäquivalente Behandlung, in der Folge kurz StäB genannt, bietet die Möglichkeit, akut psychisch erkrankte Menschen statt in den Räumlichkeiten eines Krankenhauses im eigenen häuslichen Umfeld zu behandeln. Die Angst mancher Patientinnen und Patienten vor einem Krankenhausaufenthalt kann nun in vielen Fällen berücksichtigt werden, sie können zu Hause verbleiben. Erkrankte, bei denen aufgrund ihrer Scheu vor einer stationären Aufnahme eine dringend notwendige intensive Behandlung bisher nicht möglich war, können nun behandelt werden. Damit ergibt sich für viele dieser oft schwer und chronisch kranken Personen eine neue Chance, die von uns therapeutisch Tätigen genutzt werden sollte. Aber auch eine Vielzahl anderer Patientinnen und Patienten kann von dem neuen Behandlungsangebot profitieren: Demenzkranke Personen, die im Heim leben und aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten, prädeliranten Zuständen oder nächtlicher Unruhe bisher in die Klinik eingewiesen wurden und dort zunächst noch mehr verwirrt waren, können nun, ohne Ortswechsel, durch ein multiprofessionelles Team des Krankenhauses im Heim behandelt werden. Dasselbe gilt für Menschen in häuslicher Pflege oder in Fachpflegeheimen. Suchtkranke, die schon mehrfach eine qualifizierte Entzugsbehandlung durchlaufen haben, können von vorneherein zu Hause behandelt oder nach einer kurzen Entgiftungsphase nach Hause „verlegt“ werden. Angstpatientinnen und -patienten können aufsuchend zu Hause intensiv behandelt werden, Expositionstraining kann im realen Umfeld und alltagsnah erfolgen. StäB ermöglicht außerdem die Einbindung der Angehörigen, der Nachbarn, des häuslichen Umfelds und der gegebenenfalls bereits tätigen Dienste in die Akutbehandlung. Die internationale Studienlage zeigt, dass ähnliche Interventionsformen in anderen Ländern hocheffektiv eingesetzt werden [4]. Ein ermutigender Befund – trotz aller Unterschiede der Gesundheitssysteme im Einzelnen und der damit verbundenen Probleme der Übertragbarkeit in den bundesdeutschen Versorgungsalltag. Eine Vielzahl von Patientinnen und Patienten kann von diesem neuen Behandlungsangebot profitieren, nach einer eigenen Untersuchung an mehr als 1500 stationären Aufnahmen gehen wir von bis zu 20% der Betroffenen aus, die zu Beginn oder im Verlauf der Behandlung besser im häuslichen Umfeld behandelt werden könnten als in der Klinik. Für weitere knapp 20% könnte die Behandlung ähnlich effektiv sein wie im Krankenhaus. Wie eine Behandlung zu Hause konkret aussehen könnte, welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen notwendig und möglich sind, ist exemplarisch im Positionspapier der Task Force Home Treatment der DGPPN [5] niedergelegt. Ein großer Schritt also für die Krankenhauspsychiatrie, vielleicht so wichtig wie die Trennung von Behandlungsund Pflegefällen oder die Einführung der psychiatrischen Institutsambulanzen in den 80erund 90er-Jahren. Ein großer Schritt – wenn man ihn geht. Die Krankenhauspsychiatrie ist nun aufgefordert, nicht in einem Schritt, aber in vielen kleinen Schritten, diese neue Behandlungsmöglichkeit einzuführen, zu erproben, Erfahrungen zu sammeln und zu schauen, welchen Nutzen dies für unsere Patientinnen und Patienten wirklich bringt. Natürlich sind eine Vielzahl konzeptioneller, organisatorischer und ökonomischer Aspekte zu berücksichtigen. Dies sollte uns jedoch nicht aufhalten, sondern anspornen, in diese neue Behandlungsform einzusteigen: Die Erfahrungen aus verschiedenen Modellprojekten in Deutschland zeigen, dass Mitarbeitende – nach einer gewissen Anlaufschwierigkeit – leicht für diese neue Form der Behandlung zu gewinnen sind. In der Regel wollen sie diese, einmal erprobt, nie wieder aufgeben. Die organisatorischen Herausforderungen sind bei einem langsamen Aufund Umbau der Strukturen ebenfalls zu bewältigen. So kann man mit kleinen Teams beginnen, die noch in anderen Settings mitarbeiten und/oder zunächst fachgebietsübergreifend tätig sind. Die ökonomische Seite setzt eine gewisse Risikobereitschaft bei den Budgetverantwortlichen, aber auch Kreativität und Zähigkeit in den Pflegesatzverhandlungen voraus [6]. Aber dies alles ist nichts grundsätzlich Neues im psychiatrischen Klinikalltag. Wenn wir davon ausgehen, dass StäB pro Tag dieselben Aufwendungen erfordert wie die Behandlung im stationären Kontext, also zumindest derselbe Tagessatz zu vergüten ist, wird die Kalkulation einfach und die Umsetzung der Behandlung in ordentlicher Qualität möglich. Aufs Ganze betrachtet bedeutet StäB für die Patientinnen und Patienten, die Mitarbeitenden und für die psychiatrische Versorgung insgesamt eine kleine Revolution, denn StäB macht vieles möglich, was bis vor Kurzem außerhalb von Modellprojekten kaum denkbar erschien. Aber StäB löst nicht alle Probleme der psychiatrischen Versorgung. Sie ist, zum Leidwesen vieler, die im Moment gut funktionierende Home Treatment-Angebote im Rahmen von IV-Projekten oder §64b-Modellen betreiben, reduziert auf den Ersatz einer stationären Behandlung. Als Voraussetzung muss eine stationäre Behandlungsbedürftigkeit (nach altem System) vorliegen. Nur dann kann, äquivalent und ersetzend, die Behandlung zu Stationsäquivalente Behandlung (StäB) – Ein großer Schritt in die richtige Richtung – Pro Debatte: Pro & Kontra

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Journal Title: Psychiatrische Praxis
Year Published: 2018

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