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Ewald Grothe (Hrsg.), Ernst Rudolf Huber. Staat – Verfassung – Geschichte. (Staatsverständnisse, Bd. 80.) Baden-Baden, Nomos 2015

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In diesem Kontext konstatiert Weyand eine „Sattelung“ des antisemitischen Wissens. Diese stand nicht nur im Zusammenhang mit der Verbürgerlichung der deutschen Juden und den Problemen der inneren Einheit des neuen… Click to show full abstract

In diesem Kontext konstatiert Weyand eine „Sattelung“ des antisemitischen Wissens. Diese stand nicht nur im Zusammenhang mit der Verbürgerlichung der deutschen Juden und den Problemen der inneren Einheit des neuen Nationalstaates, sondern auch mit der breiten Politisierung der Gesellschaft. Das antisemitische Wissen nahm damit postemanzipatorischen Charakter an, wurde zu einer Weltanschauung und verband sich mit rassistischen Wissensformen, in deren Kern ein nationaler Antisemitismus stand. Auf dieser Grundlage unterscheidet Weyand abschließend vier Typen antisemitischer Wissensformen. Neben einem christlich-nationalen Antisemitismus rekonstruiert er eine Reinform von nationalem Antisemitismus, von dem er dann sowohl einen nationalreligiösen als auch einen nationalrassistischen Antisemitismus abgrenzt. Abschließend betont Weyand noch einmal das kollektive Selbstbild der Antisemiten, die sich selbst einer Wir-Gruppe zugeordnet hätten. Ausgeblendet werden dabei allerdings die zahllosen Brüche und erbitterten Konflikte, Widersprüche und gegenseitigen Beschuldigungen von Antisemiten untereinander. Auch wenn man der Prämisse eines nationalen Antisemitismus nicht folgt und den antiliberalen, antikapitalistischen oder antisozialistischen Motiven in der antisemitischen Sprache ein stärkeres Gewicht einräumt oder den Antisemitismus eher als Folge sozialer Konflikte und mentaler Verunsicherungen oder als Ausdruck einer rebellischen Untertanenmentalität und autoritärer Sozialcharaktere deutet, so hat Weyand doch ein stringentes und in sich stimmiges Modell der antisemitischen Wissensformation, ihrer Genese im frühen und ihrer Entfaltung im späten 19.Jahrhundert gegeben. Kritik aber ist daran zu üben, dass versäumt wurde, ein Register zu erstellen. Gerade in einer Studie, in der eine so breite Zahl von Autoren analysiert und reflektiert wird, ist ein Namensregister unerlässlich.

Keywords: ewald grothe; von; ein; baden; der; antisemitismus

Journal Title: Historische Zeitschrift
Year Published: 2017

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