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Die langsame Entstehung eines ökonomischen Systems. Konkurrenz und freier Markt im Werk von Adam Smith

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Zusammenfassung Bis in die 1970er Jahre wurde Adam Smith auf der Grundlage seiner 1776 erschienenen Abhandlung über den „Wealth of Nations“ vor allem als geistiger Vater der Wirtschaftswissenschaften und Befürworter… Click to show full abstract

Zusammenfassung Bis in die 1970er Jahre wurde Adam Smith auf der Grundlage seiner 1776 erschienenen Abhandlung über den „Wealth of Nations“ vor allem als geistiger Vater der Wirtschaftswissenschaften und Befürworter eines freien, deregulierten Markts angesehen. Sein moralphilosophisches Werk, die „Theorie der ethischen Gefühle“ von 1759, fand hingegen kaum Beachtung. Zudem wurde ein Bruch zwischen Smiths beiden Hauptwerken ausgemacht: Während in der „Theory“ das Wohlwollen gegenüber den Mitmenschen im Zentrum der Überlegungen gestanden habe, sei Smith in seinem ökonomischen Werk nunmehr vom individuellen Eigennutz als positiv gewerteter Triebfeder menschlichen Handelns ausgegangen. In scharfer Abgrenzung zu dieser Interpretation hat sich in den letzten drei Jahrzehnten ein neuer Mainstream herausgebildet. Dieser rückt nun den Moralphilosophen Smith in den Vordergrund und fasst seine verschiedenen Schriften zudem als kohärente Einheit auf. Dabei wird Smiths ökonomische Theorie von seinen moralphilosophischen Betrachtungen abhängig gemacht und seine Befürwortung des freien Markts stark relativiert. Die Interpretation von Smith als Befürworter einer durch den individuellen Eigennutz angetriebenen, von staatlichen Eingriffen unbehelligten Marktwirtschaft gilt den Vertretern dieser neuen Sichtweise als ideologisches Konstrukt, mit dem liberale und neoliberale Ökonomen den Moralphilosophen missbräuchlich für ihre eigenen Ansichten vereinnahmt hätten. In diesem Aufsatz wird dargelegt, dass der „neue“ Adam Smith jedoch selbst ein ideologisches und zutiefst ahistorisches Konstrukt ist. Dazu wird Smiths Behandlung ökonomischer Phänomene in seinen verschiedenen Werken dargestellt: der „Theorie der ethischen Gefühle“, seinen Vorlesungen an der Universität Glasgow aus den Jahren 1762–1764 und dem „Wohlstand der Nationen“. Ein solcher Vergleich zeigt, dass Smiths Werk keine statische Einheit ist. Es weist vielmehr eine Entwicklung auf, in welcher der selbstregulative Konkurrenzmechanismus eine wachsende Bedeutung einnahm und eine moralphilosophische Überprüfung wirtschaftlichen Handelns in Smiths Denken letztlich überflüssig machte. Das Werk des schottischen Philosophen bleibt somit widersprüchlich und Smiths Bedeutung für die Entwicklung des wirtschaftlichen Liberalismus seit dem 19. Jahrhundert grundlegend.

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Journal Title: Historische Zeitschrift
Year Published: 2018

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